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"Die chinesische Regierung hat ihre Militärpräsenz in Tibet und den angrenzenden Regionen offenbar massiv verstärkt. Der deutsche Journalist Georg Blume berichtete von Militärkonvois mit tausenden Sicherheitskräften auf dem Weg nach Lhasa. Er habe einen Konvoi von mindestens 200 Armeefahrzeugen mit je 30 Soldaten gesehen - das seien rund 6000 Sicherheitkräfte, die binnen eines Tages in Lhasa unterwegs gewesen seien, sagte er der britischen BBC. Nach Angaben des Journalisten, der unter anderem für "Die Zeit" schreibt, gingen in Lhasa Sicherheitskräfte von Haus zu Haus.
Ein in West-China ansässiger BBC-Journalist berichtete zudem, er habe mehr als 400 Militärfahrzeuge gezählt, die in Konvois von rund 80 Fahrzeugen in Richtung Tibet unterwegs seien. Einige Soldaten seien mit automatischen Waffen ausgerüstet, andere trügen Kampfanzüge und Schutzschilde.
Blume und die ebenfalls deutschsprachige Kollegin Kristin Kupfer wurden unmittelbar nach seinem BBC-Gespräch aus Tibet ausgewiesen. Sie gehören zu den letzten ausländischen Korrespondenten, die Lhasa verlassen mussten.
TOURISMUS UNTERBUNDEN
Tibet wurde auch für Touristen bis auf Weiteres abgeriegelt. Die chinesischen Behörden hätten Anweisung gegeben, derzeit keine Reiseerlaubnisse zu bewilligen, sagten Reiseveranstalter der Nachrichtenagentur AFP. Touristen, die bereits eine Tibet-Tour gebucht hätten und dafür auch eine Erlaubnis hätten, könnten ihre Reise nicht antreten, sagte die Managerin eines Reisebüros in der südwestchinesischen Provinz Sichuan. Auch für Einzelreisende sei es "für einige Zeit" unmöglich, nach Tibet zu gelangen.
Die Tourismusbehörden in Lhasa bestätigten, dass die Ausstellung von Reiseerlaubnissen bis auf weiteres auf Eis gelegt worden sei. Frühestens Anfang Mai könnten wieder Reisen genehmigt werden. Neben der Chinesischen Mauer, der Terrakotta-Armee im zentralchinesischen Xian und Sehenswürdigkeiten in Peking ist Tibet eines der beliebtesten Ziele für Urlauber.
DALAI LAMA WILL SICH MIT HU JINTAO TREFFEN
Der Dalai Lama erklärte sich unterdessen zu einem Treffen mit dem chinesischen
Präsidenten Hu Jintao bereit, sollte es "konkrete Hinweise" für Gesprächsbereitschaft Pekings geben - nach dem Ende der Krise um Tibet "in ein paar Wochen, ein paar Monaten".
Chinas Regierungschef Wen Jiabao hatte sich am Dienstag ebenfalls gesprächsbereit gezeigt - allerdings nur, wenn der Dalai Lama seine Bemühungen um eine Unabhängigkeit des Tibet aufgebe. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter hat immer wieder betont, ihm gehe es lediglich um mehr Autonomie. "Wir streben danach, die tibetische Kultur zu erhalten", sagte der Dalai Lama.
Erstmals machte China auch genauere Angaben über Demonstrationen außerhalb Tibets. Es habe seit Samstag in den Provinzen Sichuan und Gansu Unruhen gegeben, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Mit Steinen und Benzinbomben bewaffnete Aufständische hätten öffentliche Gebäude gestürmt. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen gab es mindestens acht Todesopfer.
Jochen Graebert, ARD Peking
[Tagesschau 20:00 Uhr, 20.03.2008]
Weltweit finden Demonstrationen gegen die chinesische Führung statt.
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